Ingolstadt vor Finanzkollaps: Gewerbesteuer bricht weg, Autokrise drückt die Erwartungen
Ingolstadt war jahrzehntelang eine der finanzstärksten Städte Deutschlands. Jetzt meldet die Kommune eine „historisch schwierige Situation“: Für 2026 fehlen 60–80 Mio. € pro Jahr, der erste nicht ausgeglichene Haushalt steht bevor. Lokalmedien sprechen offen von drohendem finanziellem Kollaps – die ursprünglich geplanten Einsparungen müssen verdoppelt werden (Merkur). Haupttreiber ist der Einbruch der Gewerbesteuer aus der Autoindustrie rund um Audi; die Stadt hatte in Spitzenjahren ein Mehrfaches der heute erwarteten Einnahmen verbucht.
Der externe Druck nimmt überdies zu. Volkswagen fährt wegen schwacher E-Auto-Nachfrage die Produktion an deutschen Standorten herunter; betroffen sind auch Werke, die Modelle für Audi bauen. Medien berichten über Produktionspausen in der VW-Gruppe – ein Signal für Lieferketten, Zulieferer und Steuerprognosen (Reuters, Guardian). Ingolstadt rechnet inzwischen dauerhaft mit einem strukturellen Defizit im zweistelligen Millionenbereich – reine Konsolidierungspakete reichen da nicht mehr aus (Merkur).
Berlin verspricht derweil Entlastung, liefert aber kaum. Die Regierung plant Strompreis-Hilfen ab 2026 (Netzentgelt-Zuschuss/Stromsteuer-Senkung), während die Betriebe bereits heute mit zu hohen Energie- und Transformationskosten kämpfen – Verbände sprechen von halben Lösungen (BReg-Überblick, Handwerksblatt-Kritik). Gleichzeitig steht die Kfz-Steuerbefreiung für neue E-Autos ohne Verlängerung ab 1.1.2026 vor dem Aus – die Autoindustrie warnt vor weiteren Absatzrückgängen, die wiederum direkt Gewerbesteuer-Standorte wie Ingolstadt treffen (onvista/VDA-Appell).
Ohne rasch wirksame, planbare Rahmenbedingungen für Energiepreise und Auto-Nachfrage drohen ehemalige Kraftzentren wie Ingolstadt zum Konsolidierungsfall zu werden – mit entsprechenden Folgen für Infrastruktur, Kultur und Sozialbudgets.
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