Gent sagt Münchner Philharmonikern ab – wegen „unklarer Haltung“ von Lahav Shani
Das Flanders Festival in Gent hat den Auftritt der Münchner Philharmoniker am 18. September abgesagt. Begründung: Bei Chefdirigent Lahav Shani sei „keine ausreichende Klarheit“ über seine Haltung gegenüber der israelischen Regierung vorhanden; in einem Statement ist von einem „genozidalen Regime in Tel Aviv“ die Rede. Shani ist Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra. Die Absage löste in Deutschland und Belgien scharfe Kritik aus. AP, 14.09.
Politische Reaktionen folgten rasch. Belgiens Premier Bart De Wever besuchte demonstrativ ein Shani-Konzert in Essen und sprach von Diskriminierung; aus Deutschland kamen Antisemitismus-Vorwürfe. BRF, 14.09., AP Der Verwaltungsrat des Festivals befasste sich am 16. September erneut mit der Sache und bestätigte die Absage. Belga, 16.09. Shani und das Orchester setzten das Gastspielprogramm in Deutschland fort; Berlin sprang kurzfristig als Spielort ein. Jüdische Allgemeine, 16.09.
Der Fall markiert eine weitere Politisierung von Tourneen. Ein Orchester wird nicht etwa wegen seines Programms oder Sicherheitsrisiken ausgeladen, sondern wegen einer unterstellten Haltungspflicht seines Dirigenten. Das setzt ein Sanktionsmodell jenseits rechtlicher Maßstäbe: Wer sich nicht eindeutig distanziert, der verliert Bühne und Publikum. Von hier aus ist es letztlich nur noch ein kleiner Schritt zu einem Berufsverbot für Menschen, die nicht mit einer bestimmten Meinungsvorage konform gehen.
München und Berlin reagierten mit Ersatzterminen und Solidaritätsgesten. Das begrenzt den unmittelbaren Schaden, langfristig drohen Boykott-Spiralen und ein Klima, in dem künstlerische Kooperationen von Gesinnungsprüfungen abhängen – mit Folgen auch für den internationalen künstlerischen Austausch.
Stand 16. September bleibt die Gent-Absage bestehen; Premier De Wever setzte ein Solidaritätssignal. Die Begründung des Festivals für die Ausladung stützt sich auf eine politische Distanzforderung gegenüber Israel; genau daran entzündet sich der Vorwurf der Diskriminierung. Belga, AP, BRF, Jüdische Allgemeine, WRAL/AP
Kommentare ()